Da wir zur Zeit in La Serena festsitzen, weil unser Dicker eine Frischzellenkur in der Werkstatt benötigt, nutzen wir die freien Stunden für einen zeitnahen Bericht über die zurückliegenden Ereignisse der Tour: „Zu den Höhepunkten Perus“.
Am 17.7. stand unser Amigo strahlend weiß am Flughafen in Iquique und hat sich zusammen mit uns auf die Ankunft unserer Gruppe gefreut. Alles lief nach Plan und überpünktlich war das Gepäck verladen, der Pisco zum Anstoßen auf die kommenden drei Wochen eingeschenkt und in Ruhe erklärt was uns in der kommenden Zeit alles erwartet.
Ein Teil der Tour war auch für uns neu oder lag schon lange Zeit zurück, so dass es auch für uns wieder neues zu sehen geben sollte. In Iquique haben wir nur soviel Zeit wie nötig verbracht, da die Stadt nicht unbedingt ein Highlight ist. Es gibt wenige interessante Ecken, die leider von den Chilenen wenig Beachtung und Pflege bekommen. Am nächsten Tag wollten wir um 8 Uhr das Hotel verlassen, wurden aber über Nacht dermaßen bekloppt zugeparkt, dass wir fast 20min brauchten um uns aus der Parklücke zu schieben. Was für ein Spaß. Es ging dann flott nach Humberstone und Santa Laura, zwei ehemalige Salpeterminen, welche zwischen den 20iger und 60iger Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts betrieben wurden. Von da aus weiter für eine Nacht nach Arica, der vorerst letzten Nacht in Chile für die kommenden Wochen. In Arica konnten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang vom Morro aus beobachten.
Tags drauf stand der Grenzwechsel nach Peru auf dem Programm. Da die Chilenen leider bei ihren Anrainerstaaten eher unbeliebt sind, machen sich alle untereinander das Leben schwer und auch Touris müssen darunter leiden. Man darf nach Chile kein Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, und frische Agrarprodukte einführen, und deshalb darf man, wenn man aus Chile in irgendeins der Anrainer einreisen möchte, auch nichts in dieses Land einführen. Wenn man allerdings zum Beispiel von Bolivien nach Peru reist, ist das kein Thema. Was für ein Kindergarten. Wie dem auch sei, die Kontrollen sind wechselseitig extrem scharf und es wird mit Spürhunden ins Auto gegangen um eventuell den letzten „geschmuggelten“ Apfel zu finden. Diesmal ging es recht fix und wir wurden eher oberflächlich kontrolliert. In Tacna, der ersten Stadt hinter der Grenze, haben wir gleich Obst etc. aufgefüllt und den „geschmuggelten“ Käse usw. wieder in den Kühlschrank geräumt. Tagesziel war Moquegua - eine verträumte Stadt mit 50.000 Einwohnern, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Von da aus ging es zackig weiter nach Puerto Inka und Nasca. In Nasca konnten die Gäste über die Nasca Linien fliegen und das Ausmaß der Geoglyphen von Oben bestaunen. Ab hier ging es schnell in die Höhe. Die nächsten Tage haben wir uns auf 3.500 bis 4.200 Höhenmetern bewegt und Cusco angesteuert. Die Höhe hat die Crew etwas aus dem Takt gebracht und unseren dicken Amigo leider auch. Jenseits der 3.800m hat die Schaltung keine Lust mehr gehabt und wir mussten mit V-max 45km/h rumzuckeln. Weiter Unten hat sich alles wieder eingerenkt. Leider hat die Höhe der Crew bis zum Ende der Reise, die ja wieder auf Meeresniveau ihr Finale findet, zu schaffen gemacht.
Nach Cusco stand wieder einmal Machu Picchu auf dem Plan. Wie immer ein Erlebnis - das Wetter hat mitgespielt und wir haben die Besichtigungstour etwas umgestellt. Es ging zuerst auf die Terrassen Richtung Inca Brücke, wo sich in den Vormittagsstunden nur sehr wenig Touristen tummeln und dieser Ort einen guten Blick, wenn auch nicht den typischen Postkartenblick, auf die Festung bietet. Von hier aus kann man gut erklären, alles sehen und es geht einem keiner auf den Keks. Dann sind wir zum Sonnentor, was zwischen 10 und 11 Uhr auch wenig frequentiert wird. Den Blick hatten wir das erste und einzige Mal im Jahr 2011, als wir vom Inca Trail nach Machu Picchu gingen und da war das Wetter mehr als bescheiden und zu sehen gab es nichts. Diesmal war das Wetter spitze und es waren wenig Menschen dort oben. Zum Schluss ging es abwärts ins Getümmel. Gefühlte fünftausend Menschen haben sich in der Anlage versammelt und von Mystik war keine Spur - Disney World lässt grüßen. Gott sei dank haben wir uns entschieden etwas zeitiger mit dem Bus nach unten zu fahren, denn es stand eine Warteschlange von ca. 500m an der Busstation. Es war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe, sonst wartet man, wenn überhaupt, 2min und los geht es nach unten. Die Peruaner haben prüfen lassen, ob man nicht noch mehr Busse fahren lassen kann, aber es wurde festgestellt, dass die Straße nicht mehr als 22 pendelnde Busse parallel verkraftet. Irgendwann ist eben auch mal Schluss mit Expansion.
Weiter ging es zum Colca Cañon den wir das erste und letzte Mal 2013 gesehen haben. Wie schon damals, haben sich einige Kondore aus nächster Nähe gezeigt, nicht ganz so nah wie beim letzten mal, aber immerhin nah genug um ein paar schöne Bilder schießen zu können.
Nach Arequipa ging es dann vorbei am rauchenden Vulkan Sabancaya, der zur Zeit nur gelangweilt vor sich hinraucht. Arequipa ist wie Cusco eine der schönsten Städte in Peru. Es gibt viele koloniale gut gepflegte Häuser zu bestaunen, es ist verhältnismäßig sauber und gepflegt und man fühlt sich hier wohl. Wir haben Arequipa das letzte und auch das einzige Mal 2013 besucht und nicht mehr auf dem Schirmgehabt, dass die Stadt so beeindruckend ist. In Cusco haben wir in den vergangenen Jahren zusammengerechnet einige Wochen verbracht, für Arequipa könnten wir uns das auch vorstellen ;-)
Weiter ging es gen Süden nach Puno zum Titicacasee. Neue Straße/Route - bekanntes Endziel.
Vier Tage vor Ende der Reise ging es noch einmal über die Grenze nach Bolivien über den Grenzübergang von Desaguadero der uns im letzten Jahr auf Grund des Wochenmarktes sehr viel „Freude“ bereitet hatte. Diesmal war kein Markt, aber dafür eine endlose Warteschlange. 2 1/2 Stunden hat die Einreise nach Bolivien gedauert und die Bolivianer haben sich nicht bestechen lassen damit die Prozedur etwas beschleunigt wird. Kurz vor Toreschluß sind wir dann in Tiwanaku eingetroffen um die letzte Pre-Kolumbianische Ruine dieser Reise anzuschauen. Isabella hat unserer Crew jeden Stein, jede Ecke und alles Mögliche bis aufs letzte erklärt, so dass wirklich keine Frage mehr offen blieb. Im Dunkeln sind wir dann in La Paz eingetrudelt.
Am nächsten Morgen wollten wir mit einem der ausrangierten Schulbusse in die City fahren, mussten aber auf eins der Collectivos umsteigen, da kein Bus kam. In ein asiatisches Fahrzeug, in der Größe eines VW Bus packen die Bolivianer, dank Sitzbänken à la Holzklasse, ca. 15 Personen rein wenn es sein muss - und es musste auch bei dieser Tour so sein. Die Fahrt dauerte 1 Stunde und es gab viel zu stauen. Der Verkehr in La Paz ist eine Katastrophe und wenn man den Fahrer anzusprechen und abzulenken würde, täte man das Leben der gesamten Fuhre riskieren, da sich der Typ am Lenkrad wirklich mit allen Sinnen (auch dem siebenten) auf den irrwitzigen Verkehrsfluss konzentrieren muss.
Wir haben die Reise unbeschadet überlebt und sind erstmal auf Stadterkundung zu Fuß gegangen um uns später mit der wirklich sehr geilen Teleferico (Stadtseilbahn) nach oben auf 4.000m Höhe nach El Alto fahren zu lassen. Von der Gondel aus hat man einen fantastischen Blick in die Höfe und auf die Häuser die sich den Hang hinauf bzw. hinab schlängeln. Oben angekommen haben wir 2 Taxis gesucht welche uns zu einer anderen Linie bringen sollten die in einen anderen Teil der Stadt hinabführt. Die Taxifahrt war auch ein Knaller. In El Alto war alles verstopft und die Fahrer sind wie wild durch die Straßen geirrt um einen freien Weg zu finden. Da interessiert es auch keinen, dass man mal über kaum zu erklimmende Dreckhaufen fahren muss, wo auch mal der Auspuff halb abreist. Bei uns käme man bei der Fahrweise innerhalb von einer Stunde in die geschlossene Anstalt, weil die einen für einen Selbstmörder oder Attentäter halten würden. Die Fahrt nach unten war dann wieder sehr entspannt und geordnet und interessant für‘s Auge war es auch. Unten angekommen hat uns ein Taxi zurück ins Hotel gebracht. Wir müssen jetzt nicht noch extra erwähnen, dass die Karre für 7 Personen etwas zu klein war!?!?
Am Nächsten Nachmittag ging es mit unserem Casa-Rodante wieder hinauf in den irren Verkehr von El Alto wo es diesmal tatsächlich nur mit massiven Einsatz des Nebelhorns voran ging. Es gab ein paar Festumzüge und Straßensperrungen, so dass die eh schon zu geringen Kapazitäten mit dem Gegenverkehr geteilt werden mussten. Ampeln und Polizisten werden in dieser Situation zu Statisten degradiert und Vorfahrt hat derjenige der den meisten Mumm hat draufzuhalten und/oder das fetteste Nebelhorn an der Karre hat. Den Mumm eine Schramme am Dicken zu riskieren hab ich nicht, aber ein wirklich fettes Nebelhorn haben wir schon - und das muss auch mal zum Einsatz kommen!
Abends in Oruro sah die Verkehrssituation genau so bescheiden aus, wie noch am Mittag in El Alto. In Oruro war Wochenmarkt und unsere Einfahrtsstraße mit Marktständen zugepflastert. In den eh schon engen Straßen parkten diverse Autos. Ein um Hilfe angesprochener Polizist auf einem Moped hatte wenig Lust und Zeit uns eine alternative Zufahrt zu erklären, also ging es auf gut Glück in Richtung Hotel. Nach einiger Zeit hatten wir uns dank Hupe und Erkundung zu Fuß einen Weg ausgekundschaftet, ohne dass ein Stand für uns abgebaut werden musste oder „ausversehen“ umgefahren wurde.
Der Grenzwechseltag von Bolivien nach Chile war leider ein Tag, dem man lieber streichen will. Die Bolivianer hatten auf Grund des Nationalfeiertages die Grenze für 2 Stunden geschlossen und nach der Öffnung lief alles etwas sehr chaotisch. Nachdem die Ausreiseformalitäten endlich abgeschlossen waren, musste noch das Gepäck und der Wagen zum einen durch die Agrarbehörde wegen mutmaßlicher Einfuhr von Obst etc. gecheckt werden und unabhängig davon vom Zoll, die nach was auch immer suchten. Die zwei Beamten haben sich von ihrer „besten“ Seite gezeigt. Die Bezeichnung, welche wir intern für die beiden A-Löcher verwenden, können wir aus verschiedenen Gründen an dieser Stelle nicht niederschreiben. Ankunft in Iquique war dann leider erst 20.30 Uhr - eine Stunde später hat der Pisco dann endlich seine Wirkung verrichten können.
Jeder Grenzwechsel in Südamerika macht uns Dankbar, dass wir diesen Mist in Europa nicht mehr haben.
Drei Wochen nach Ankunft der Gruppe, haben wir am Flughafen noch ein Selfie gemacht und alle zurück nach Deutschland bzw. Österreich mit vielen neuen Eindrücken entlassen.
Unser Weg führt nun von Iquique in den Süden nach Santiago und von da aus zurück in den Norden Chiles bis nach Arica.